Montage von Motorrad Instrumenten
An Custombikes gehören kleine feine Instrumente zur Pflichtausstattung. Der Umbau ist auch fĂŒr Hobbyschrauber machbar. Am Beispiel von motogadget zeigen wir, wie es geht.

- Montage von Motorrad Instrumenten â so gehtâs
- Induktivgeber oder NĂ€herungssensoren am Getriebeausgang
- Reedkontakt mit Magnet am Rad
- NachtrÀglich oder zusÀtzlich angebrachte Geschwindigkeitsgeber
- Der Drehzahlmesser
- ZĂŒndungen mit negativem Eingangsimpuls
- ZĂŒndungen mit positivem Eingangsimpuls
- Unterscheidung der ZĂŒndungstypen
- Der MenĂŒtaster
- Schaltplan vom elektrischen Anschluss â Bsp. motoscope mini
- Inbetriebnahme
Vorbereitung des Umbaus
Klein, fein und exakt â gerade an Custombikes sind formschöne Instrumente von motogadget eine Augenweide. Bei vielen Motorradfahrern ist das Thema Elektrik und Elektronik nicht besonders beliebt. Strom und Spannung kann man nicht sehen â es sei denn, es âfunktâ mal krĂ€ftig, wenn der âKupferwurmâ im Spiel war. Die Montage eines formschönen Cockpitinstruments am Nakedbike, Chopper oder Fighter ist jedoch gar nicht so schwierig.
Vorkenntnisse
Die Grundbegriffe der Elektrik wie Strom und Spannung, Plus- und Minuspol sollten jedem bekannt sein, der in die Elektrik seines Bikes eingreifen möchte. Es sollte möglichst ein Schaltplan vorliegen und dieser zumindest in groĂen ZĂŒgen verstanden werden, wenn es darum geht, einzelne Komponenten wie z.âB. Batterie, ZĂŒndspule, ZĂŒndschloss usw. zu identifizieren und deren Verdrahtung nachzuverfolgen.
Montage von Motorrad Instrumenten â so gehtâs
In ProblemfĂ€llen ist neben dem Schaltplan ein Multimeter hilfreich, etwa um die Höhe der anliegenden Spannung, deren PolaritĂ€t, StromstĂ€rke und Widerstand festzustellen. Bei fehlenden SchaltplĂ€nen oder verĂ€nderten KabelbĂ€umen kann damit schnell ein bestimmter Schaltkreis und dessen AnschlĂŒsse identifiziert werden. Ebenfalls können mit dem Multimeter Anschlussfehler, fehlende Verbindungen, störende ĂbergangswiderstĂ€nde usw. gefunden werden. In den meisten FĂ€llen wird man ein Cockpitinstrument jedoch auch ohne Multimeter anschlieĂen können. Zum Trennen und Bearbeiten von Kabeln benötigt man einen Seitenschneider. Zum Abisolieren verwendet man eine Abisolierzange. Je nach Art der gewĂ€hlten Verbindungstechnik sind entweder ein Lötkolben und Lötzinn oder eine Crimpzange und passende Crimpkontakte zu verwenden. Crimpzangen verfĂŒgen hĂ€ufig auch ĂŒber eine Schneide- und Abisolierfunktion. Eine Steckverbindung mit Crimpkontakten oder Kabelendverbinder zur Verbindung des Instruments mit dem Kabelbaum werden bei motogadget immer mitgeliefert. Materialien wie Schrumpfschlauch, Isolierband, Kabelbinder sowie zusĂ€tzliche KabelstĂŒcke zur eventuellen VerlĂ€ngerung (mit geeignetem Kabelquerschnitt) sollten bereit liegen. ZusĂ€tzliche Steckverbinder mit Crimpkontakten können optional verwendet werden.
Je nach Fahrzeug und Installationsort der Instrumente und der Geber können universell verwendbare Halterungen von motogadget oder selbst gefertigte Halterungen eingesetzt werden. Soll eine Halterung selbst gefertigt werden, z.âB. passend zur oberen GabelbrĂŒcke des jeweiligen Fahrzeugs, fertigt man direkt am Bike zunĂ€chst eine Schablone aus Pappe an und ĂŒbertrĂ€gt diese dann auf eine Aluminiumtafel. Zur Anpassung und Befestigung der vorgefertigten Halterungen benötigt man meist eine MetallsĂ€ge sowie Metallfeilen und etwas Schleifpapier. Das Bohren der Befestigungslöcher erfolgt per Stand- oder Handbohrmaschine. Vorheriges Festlegen und Vermessen der Befestigungspunkte mit MaĂband oder Messschieber und das Anzeichnen mittels Winkel, Markierstift oder ReiĂnadel sind sehr zu empfehlen. Je nach gewĂ€hlter Befestigung wird normalerweise ein Satz InnensechskantschlĂŒssel und ein Satz GabelschlĂŒssel zum Anschrauben benötigt. ZusĂ€tzliche Materialien fĂŒr die Befestigung der Halterungen am Motorrad sind passende Schrauben, Muttern und Unterlegscheiben. Schrauben zur Befestigung des Instruments an den Universalhalterungen werden von motogadget mitgeliefert. FĂŒr die eventuell notwendige Befestigung des Geschwindigkeitsgebers an Vorder- oder Hinterrad sollte ein geeignetes StĂŒck Blech aus Alu oder Edelstahl vorhanden sein.
Immer wieder wird die Frage gestellt, ob moderne elektronische Instrumente an Ă€lteren MotorrĂ€dern betrieben werden können. Dies kann eindeutig mit âJAâ beantwortet werden und geht aus dem folgenden Text hervor.
Die Spannungsversorgung fĂŒr die meisten Instrumente von motogadget soll 7âV bis maximal 18âV betragen. Somit reicht die normale Bordspannung von ca. 12âV immer aus. Meistens wird nur âgeschaltetesâ Plus der Bordspannung benötigt. Das bedeutet, diese Spannung wird ĂŒber das ZĂŒndschloss ein- und ausgeschaltet (Klemme 15). Bestimmte Instrumente wie z.âB. das motoscope tiny benötigen zusĂ€tzlich einen Anschluss zum Dauerplus der Batterie.
Zur Messung der Geschwindigkeit wird ein elektrischer Impuls benötigt, dessen Taktung/Frequenz proportional zur Geschwindigkeit ist. Dazu werden elektronische Geber an Vorderrad, Hinterrad oder Getriebeausgang verwendet.
Die meisten modernen MotorrÀder sind bereits mit elektronischen Geschwindigkeitsgebern ausgestattet. Dabei kommen 3 verschiedene Gebertypen zum Einsatz:
Hallgeber am Rad oder Getriebeausgang â Diese sind mit den Instrumenten von motogadget nicht kompatibel, da die Signalspannung relativ niedrig ist (deutlich unter 5âV) â es muss der Geschwindigkeitsgeber aus dem Lieferumfang des Instruments montiert werden.
Achtung: Bevor man mit den Anschlussarbeiten beginnt, sollte in jedem Fall die Batterie komplett vom Bordnetz getrennt werden. Wir empfehlen die zusÀtzliche Verwendung einer fliegenden Sicherung zum Instrument (im Lieferumfang enthalten).

OEM-Sensor
Induktivgeber oder NĂ€herungssensoren am Getriebeausgang
Diese werden von den meisten Fahrzeugherstellern verwendet. Es handelt sich um Geber mit 3 Anschlusskabeln (Versorgungsspannung +5âV oder +12âV, Minus, Signal), deren Signal meist kompatibel mit Instrumenten von motogadget ist. Der frĂŒher verwendete Widerstand am Sensor ist nicht mehr notwendig.
a = originaler Geschwindigkeitssensor
b = +12 V
c = Signal
d = Masse/Minus
e = zum Bordnetz und Instrument

Reedsensor
Reedkontakt mit Magnet am Rad
Dieses Prinzip ist z.âB. von elektronischen Fahrradtachos bekannt. Der Geber reagiert immer auf einen oder mehrere Magnete, die sich irgendwo am Rad befinden. Es handelt sich um Geber mit 2 Anschlusskabeln. Um sie fĂŒr Instrumente von motogadget verwenden zu können, muss ein Kabel mit Masse/Minus verbunden werden, das andere mit dem Tachoeingang.
NachtrÀglich oder zusÀtzlich angebrachte Geschwindigkeitsgeber
Bei Ă€lteren Fahrzeugen wird der Tacho noch mechanisch von einer Welle angetrieben. In diesem Fall oder wenn ein original vorhandener Geschwindigkeitsgeber nicht kompatibel ist, muss der Geber aus dem Lieferumfang des motogadget Instruments verwendet werden (es handelt sich um einen Reedkontakt mit Magnet). Der Geber kann an die Gabel (der Magnet dann am Vorderrad), Schwinge oder Bremszangenhalter (der Magnet dann am Hinterrad/Kettenblatt) angebracht werden. Der mechanisch gĂŒnstigste Punkt ist vom Fahrzeug abhĂ€ngig. Eventuell muss man ein kleines Halteblech fĂŒr den Geber biegen und befestigen. Es sollte eine ausreichend stabile Befestigung gewĂ€hlt werden. Die Magnete können auf die Radnabe, den BremsscheibentrĂ€ger, das Kettenblatt o. Ă€. mit 2-Komponentenkleber geklebt werden. Je nĂ€her der Magnet an der Radachse sitzt, umso weniger FliehkrĂ€fte wirken auf ihn. NatĂŒrlich muss er genau mit der Geberspitze fluchten und der Abstand vom Magnet zum Geber sollte 4âmm nicht ĂŒberschreiten.
Der Drehzahlmesser
Zur Messung und Darstellung der Motordrehzahl wird normalerweise der ZĂŒndimpuls verwendet. Dieser muss kompatibel mit dem Instrument sein. Man unterscheidet prinzipiell zwei Arten von ZĂŒndsignalen bzw. ZĂŒndungen:
ZĂŒndungen mit negativem Eingangsimpuls
Dazu zĂ€hlen ZĂŒndungen mit mechanischen ZĂŒndkontakten (Klassiker, Oldtimer), elektronische AnalogzĂŒndungen und elektronische DigitalzĂŒndungen. Die beiden letzteren nennt man auch TransistorzĂŒndungen/BatteriezĂŒndungen. Bei allen elektronischen Motorsteuerungen (ECU) mit kombinierter Einspritzung/ZĂŒndung handelt es sich ebenfalls um TransistorzĂŒndungen. Instrumente von motogadget können bei diesem ZĂŒndungstyp direkt an den PrimĂ€rkreis der ZĂŒndspule (Klemme 1, Minuspol) angeschlossen werden. VerfĂŒgt das Fahrzeug original ĂŒber einen elektronischen Drehzahlmesser oder besitzt die ZĂŒndung/Motorsteuerung einen eigenen Drehzahlmesserausgang, können auch diese zum Anschluss verwendet werden. Ausnahmen bilden hier nur Fahrzeuge, bei denen die ZĂŒndspulen in den Kerzensteckern integriert sind und gleichzeitig die originalen Instrumente ĂŒber CAN-Bus angesteuert werden. Hier könnte der Abgriff des ZĂŒndsignal Probleme bereiten.

ZĂŒndsignalabnehmer
ZĂŒndungen mit positivem Eingangsimpuls
Zu diesem Typ zĂ€hlt ausschlieĂlich die KondensatorzĂŒndung. Man nennt diese ZĂŒndungen auch CDI (Capacitor Discharge Ignition) oder HochspannungszĂŒndung. Diese âselbst erregteâ ZĂŒndung benötigt z.âB. keine Batterie zur Funktion und wird oft an Enduros, Einzylindern und MotorrĂ€dern mit kleineren HubrĂ€umen eingesetzt. Sollte dieser ZĂŒndungstyp vorhanden sein, muss der ZĂŒndsignalabnehmer verwendet werden.
Hinweis: Japanische Motorradhersteller bezeichnen die unter âZĂŒndungen mit negativem Eingangsimpulsâ beschriebenen elektronischen ZĂŒndungen von StraĂenmotorrĂ€dern teilweise ebenfalls mit dem KĂŒrzel âCDIâ. Dies fĂŒhrt oft zu MissverstĂ€ndnissen!

TransistorzĂŒndung (Links), KondensatorzĂŒndung (Rechts)
Unterscheidung der ZĂŒndungstypen
Als grobe Orientierung kann man sagen, dass StraĂenmotorrĂ€der mit Mehrzylindermotoren in den meisten FĂ€llen mit einer TransistorzĂŒndung ausgestattet sind, wĂ€hrend Einzylinder auch mit gröĂeren HubrĂ€umen und KleinmotorrĂ€der hĂ€ufig eine KondensatorzĂŒndung (CDI) besitzen. Feststellen lĂ€sst sich das relativ gut am Anschluss der ZĂŒndspule(n). Bei der TransistorzĂŒndung kommt an einem Pol der ZĂŒndspule das geschaltete Plus vom Bordnetz an und der andere Pol ist mit der ZĂŒndeinheit verbunden (Minuspol). Bei der KondensatorzĂŒndung ist ein Pol direkt mit Masse/Minus verbunden und der andere Pol geht zur ZĂŒndeinheit (Pluspol).
Der MenĂŒtaster
Die Instrumente von motogadget sind universell einsetzbar und mĂŒssen deshalb am Fahrzeug kalibriert und eingestellt werden. Ebenfalls können im Display verschiedene Messwerte abgerufen oder zurĂŒckgesetzt werden. Dies erfolgt mit einem kleinen Taster, der zum motogadget Instrument mitgeliefert wird. Möchte man keinen zusĂ€tzlichen Taster anbringen, kann z.âB. ein vorhandener Lichthupentaster verwendet werden, solange dieser minusgeschaltet (spannungsfrei) ist.
a = ZĂŒndspule
b = ZĂŒndung(/ECU)
c = ZĂŒndschloss
d = Batterie

Anschlussschema
Schaltplan vom elektrischen Anschluss â Bsp. motoscope mini
a = Instrument
b = Sicherung
c = ZĂŒndschloss
d = +12 V
e = Taster
f = Reedkontakt
g = von ZĂŒndung/ECU
h = ZĂŒndspule

Inbetriebnahme
Sind Geber und Instrument mechanisch stabil befestigt und alle AnschlĂŒsse korrekt verbunden, kann die Batterie wieder angeschlossen und das Instrument in Betrieb genommen werden. Jetzt werden die fahrzeugspezifischen Werte im Setup eingegeben und der Geschwindigkeitsmesser kalibriert. Detaillierte Informationen hierzu finden sich in der Bedienungsanleitung zum jeweiligen Instrument.
Das Louis Technikcenter
Solltest du eine technische Frage zu deinem Motorrad haben, wende dich gerne an unser Technik-Center. Dort hat man Erfahrung, Nachschlagewerke und Adressen ohne Ende.
Bitte beachten!
Bei den Schraubertipps handelt es sich um allgemeine Vorgehensweisen, die nicht fĂŒr alle Fahrzeuge oder alle einzelnen Bauteile zutreffend sein können. Die jeweiligen Gegebenheiten bei dir vor Ort können unter UmstĂ€nden erheblich abweichen, daher können wir keine GewĂ€hr fĂŒr die Richtigkeit der in den Schraubertipps gemachten Angaben ĂŒbernehmen.
Wir danken fĂŒr dein VerstĂ€ndnis.

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